"Aktives Zuhören" im Beruf – was bedeutet das? Es handelt sich um eine Kommunikationsmethode, die Sie gezielt nutzen können, um im Job voranzukommen. Wir zeigen Ihnen in unserem Karriereblog, wie Sie durch das aktive Zuhören einen guten Eindruck hinterlassen und außerdem selbst wichtige Informationen erfahren können.

Was bedeutet aktives Zuhören?

Das sogenannte aktive Zuhören ist eine interessante Methode, mit der sich aus einem Gespräch noch mehr herausholen lässt. Sie können das aktive Zuhören auf fast alle Gesprächsformen anwenden, egal in welcher Situation Sie sich befinden. Beim aktiven Zuhören geht es darum, die Grundvoraussetzungen für einen verständnisvollen Dialog zu schaffen. Die Idee hierzu hatte Carl Ransom Rogers, der das aktive Zuhören als Basis zur Gesprächstherapie nutzte. Das Prinzip beruht auf drei Eigenschaften, mit denen Sie Ihrem Gegenüber entgegentreten sollen:

  1. empathisch und offen
  2. authentisch und kongruent
  3. mit Akzeptanz und bedingungslos positiver Betrachtung

Grundregeln des aktiven Zuhörens

Die Methode des aktiven Zuhörens kann Sie im Berufsleben (und natürlich auch im privaten Bereich!) wirklich weiterbringen. Kommunikation ist schließlich alles. Erfahren Sie alles über die Grundregeln dieser Gesprächsmethode am Beispiel eines Vorstellungsgesprächs – natürlich können Sie alle Tipps auch auf andere Situationen des Joballtags übertragen.

Aktives Zuhören: die Gesprächsführung

Lässt sich Ihr Gesprächspartner überhaupt auf das aktive Zuhören ein? Auch der Ablauf des Vorstellungsgesprächs gibt Aufschluss darüber, ob z. B. Eigeninitiative und forsches Auftreten erwünscht sind. Besonders wenn sich das Gespräch als Frage-Antwort-Spiel gestaltet, kann das ein Anzeichen dafür sein, dass von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein striktes Arbeiten nach Vorgabe verlangt wird. Ein angeregter Dialog hingegen, bei dem sogar nach der eigenen Meinung gefragt wird, deutet eher auf eine offene Unternehmenskultur hin.

Die Art der Fragen beim aktiven Zuhören

Sie sollten sich bereits vor, aber spätestens während des Vorstellungsgesprächs fragen, in welcher Art von Unternehmenskultur Sie arbeiten möchten. Hören Sie Ihrem Gegenüber aktiv zu, können Sie einiges über die vorherrschende Kultur bei Ihrem potentiellen neuen Arbeitgeber erfahren: Ein Abarbeiten von Standardfragen, beispielsweise die Frage nach den eigenen Schwächen, die nach Beantwortung abgehakt werden, kann eventuell darauf hindeuten, dass in dem Unternehmen stark standardisierte Prozesse befolgt werden. Gehen die Fragen jedoch stärker auf das ein, was von Ihnen erzählt wurde, liegt es nahe, dass in diesem Unternehmen generell eher auf das Miteinander und die individuellen Stärken des Einzelnen eingegangen wird. Beobachten Sie genau, wie Ihnen Fragen gestellt werden und versuchen Sie, durch Gegenfragen Ihre Schlüsse zu ziehen.

Ernstgemeinte Menschlichkeit

Hier ist Ihre Menschenkenntnis gefragt. Es ist nicht immer einfach einzuschätzen, ob sich das Unternehmen einfach nur gut verkaufen will und aus diesem Grund leere Versprechen macht. Versuchen Sie einzuschätzen, ob Versprechungen zu Aufstiegschancen, Weiterbildung und Zusatzleistungen der Realität entsprechen. Wenn Sie aktiv zuhören, sollten Sie ebenfalls merken, ob jemand überfreundlich und gekünstelt oder authentisch auftritt und das Gespräch so mit ehrlichem Interesse führt. Die Menschlichkeit sollte bei Ihrem zukünftigen Arbeitgeber immer einen hohen Stellenwert haben.

So signalisieren Sie, dass Sie aktiv Zuhören: 5 einfache Beispiele

Wir stellen Ihnen 5 einfache Methoden vor, mit denen Sie Ihrem Gegenüber signalisieren, dass Sie auch wirklich zuhören. Schließlich ziehen nicht nur Sie Informationen aus dem Gespräch, sondern auch Ihr Gegenüber.

Beispiel 1: "Meinen Sie, dass ...?"

Durch die Verwendung dieses Satzes erreichen Sie gleich zwei Ziele! Zum einen können Sie sich bei Ihrem Gegenüber versichern, dass Sie das Erzählte auch richtig verstanden haben, denn häufig kommunizieren wir auf verschiedenen Meta-Ebenen. Zum anderen geben Sie Ihrem Gesprächspartner die Bestätigung, dass Sie seine Erzählung genau verfolgt haben.

Beispiel 2: "Das hört sich ganz so an, als ob …"

Hiermit können Sie Ihrem Kommunikationspartner deutlich machen, dass Sie seine Haltung beziehungsweise seine Sichtweise nachvollziehen können. Gerade im Berufsleben kann es immer wieder zu Unstimmigkeiten kommen. Doch seien Sie sich sicher: Mithilfe dieser Floskel zeigen Sie verbal immer das nötige Verständnis.

Beispiel 3: "Tatsächlich?"

Ein Wort – eine große Wirkung. Sie zeigen nicht nur, dass Sie aufmerksam zuhören, sondern sprechen auch noch Ihren Zuspruch aus.

Beispiel 4: "Mir ist aufgefallen, dass ..."

Sie haben ein schwieriges Kundengespräch? So wissen Sie zum Beispiel nicht, wie Sie dem Gegenüber das Produkt näher bringen sollen? Dann versuchen Sie, anhand der nonverbal gesendeten Kommunikationssignale wie Gestik und Mimik Ihr Gegenüber aus der Reserve zu locken.

Beispiel 5: "Das tut mir wirklich leid."

Mit dieser Aussage zeigen Sie Ihrem Gegenüber Ihre Empathiefähigkeit. Warum das so wichtig ist? Ganz einfach – in manchen Situationen bedarf es einer Art verbaler oder nonverbaler Anerkennung. Das kann zum Beispiel durch ein Nicken oder eben verbal durch den Satz „Das tut mir wirklich leid“ erfolgen. Denn nicht immer ist der Gesprächspartner für einen Ratschlag emotional bereit.

Spezial: Im Vorstellungsgespräch aktiv zuhören

Ein Vorstellungsgespräch ist immer aufregend. Das ändert sich meist auch dann nicht, wenn man sich gut darauf vorbereitet hat. Egal, wie sehr Sie darauf fokussiert sind, in dem Gespräch einen guten Eindruck zu vermitteln, sollten Sie dennoch versuchen, die Augen offen zu halten. Die Informationen, die Sie zwischen den Zeilen Ihres Gegenübers bekommen, können schließlich sehr wertvoll für Sie sein. Mit diesen können Sie schon während des Vorstellungsgesprächs einen Eindruck davon gewinnen, ob der potentielle neue Arbeitgeber auch der richtige für Sie ist.

Gerade bei schwierigen Gesprächen lernen Sie mit aktivem Zuhören, besser auf Ihren Gesprächspartner einzugehen und Missverständnisse zu vermeiden. Um einen positiven Eindruck zu hinterlassen, sollten Sie nicht nur mit Ihrer Körpersprache Selbstbewusstsein und Souveränität ausstrahlen, sondern auch mit Ihrer Stimme und Ihren Fragen. Durch Ihr positives und offenes Auftreten entsteht schnell eine gute Atmosphäre. Ebenso wird Ihr Gegenüber erkennen, dass Sie authentisch sind.

Aktives Zuhören bringt im Vorstellungsgespräch also zwei Vorteile: Zum einen erfahren Sie mehr über Ihr Gegenüber, zum anderen machen Sie einen guten und aufmerksamen Eindruck. Während eines Vorstellungsgesprächs fällt es aber sicherlich nicht leicht, sich auf das Zuhören zu konzentrieren. Doch indem Sie gezielt eigene Fragen zum Arbeitsalltag stellen, können auch Sie im Vorstellungsgespräch viele nützliche Informationen von Ihrem Gesprächspartner erhalten. Versuchen Sie herauszufinden, wie die Zusammenarbeit im Team aussieht und wie die Unternehmenskultur ist. Bereits im Bewerbungsgespräch verrät das Miteinander der Gesprächspartner eine Menge über das Unternehmen und die Kollegialität.

Übrigens: Haben Sie keine Angst davor, nervös zu werden – etwas Nervosität kann Ihnen sogar helfen! Durch diese sind Sie wacher und besonders aufmerksam. Mit unseren Tipps für das Vorstellungsgespräch können Sie sich außerdem sicher sein, dass Sie perfekt vorbereitet sind! Mit einem Dankschreiben nach dem Vorstellungsgespräch könnten Sie Ihrer Einstellung zusätzlich näher kommen.

Aktives Zuhören: Das sind die 5 No-gos

Neben einigen Tipps, die man beim aktiven Zuhören unbedingt beachten sollte, gibt es natürlich auch viele Beispiele dafür, wie es nicht geht. Die folgenden No-gos hindern Sie am aktiven Zuhören und signalisierem Ihrem Gegenüber Unaufmerksamkeit:

  • Körpersprache ignorieren
    In einem Gespräch sind auch nonverbale Signale wichtig. Ist es zum Beispiel offensichtlich, dass das Gegenüber müde wirkt, sollten Sie eine Pause anbieten.
     
  • Unterbrechungen
    Lassen Sie andere unbedingt ausreden. Das Gegenüber zu unterbrechen ist nicht nur unhöflich, sondern auch ein Zeichen dafür, dass nicht richtig zugehört wird.
     
  • Nebenbeschäftigungen
    Schnell das Handy checken, mit dem Kugelschreiber kritzeln, kurz etwas über den Flur rufen: All das sollten Sie in einem Gespräch vermeiden. Eine gute Unterhaltung basiert vor allem darauf, der anderen Person volle Aufmerksamkeit zu schenken.
     
  • Ungeduld
    Auch, wenn Sie es vielleicht eilig haben: Zur Schau gestellte Ungeduld ist ein echter Gesprächs- und Konzentrationskiller! Sorgen Sie deshalb dafür, dass Sie sich im Gespräch Zeit nehmen können, um wirklich aktiv zuhören zu können.
     
  • unruhiges Umfeld
    Sorgen Sie bei Gesprächen dafür, dass sie in Ruhe stattfinden können. Man kan niemanden aktiv zuhören, wenn dauernd das Telefon klingelt oder jemand schnell etwas abholen will.

Fazit: Mit "aktivem Zuhören" zum Erfolg

Es ist meist gar nicht einfach und benötigt etwas Übung und Selbstvertrauen, um ein Gespräch aktiv zu führen und dabei zwischen den Zeilen zu lesen. Ein erster Schritt ist es, mit offenen Augen in Gespräche zu gehen und sich nicht sofort ein Urteil zu bilden. Nehmen Sie sich einen Moment Zeit, um Gespräche zuhause noch einmal Revue passieren zu lassen.

Aktives Zuhören ist sowohl für Sie als auch für die Gesprächspartnerin oder den Gesprächspartner vorteilhaft. Dem Gegenüber signalisieren Sie, dass sie oder er ernst genommen wird, Sie selber nehmen mehr Informationen auf. Probieren Sie es aus!

Jetzt weiter stöbern: