Schlagfertigkeit ist für Sie ein Fremdwort? Keine Angst – das geht nicht nur Ihnen so. Zu jeder Zeit die passende Antwort zu haben: Das ist eine Wunschvorstellung, die uns selten in der Realität gelingt. Besonders im Job ist das schwer. Wie schaffen wir es bloß, unsere Argumente so rüberzubringen, dass wir unsere Ziele erreichen, ohne überheblich oder unfreundlich zu wirken?

Was genau soll Schlagfertigkeit eigentlich sein? Definition

Wir beginnen einmal damit, was Schlagfertigkeit NICHT ist – nämlich Unverschämtheit. Es geht nicht darum, Grenzüberschreitungen und Beleidigungen noch eine Stufe härter zurückzugeben. Das Idealszenario in unangenehmen Situationen: eine schlaue Antwort, die zu Konflikten eine konstruktive Lösung bietet, das Gegenüber aber nicht vor den Kopf stößt. Das ist gerade im beruflichen Kontext wichtig. Viele Ratgeber zum Thema Schlagfertigkeit schlagen besonders witzige und freche Gegenreaktionen vor. Dies ist im Job allerdings nicht besonders angebracht.

Und warum ist das so schwer?

Wer kritisiert wird oder sich selbst in eine blöde Situation bringt, steht schnell unter Druck und verrennt sich in Rechtfertigungen, die auf den Gesprächspartner unprofessionell und unsicher wirken. Souveränes Sprechen funktioniert dann nicht mehr. Oft sind wir auch erst einmal geschockt und deshalb wie gelähmt. Gerade, wenn wir verletzt werden, müssen wir erst einmal damit klarkommen. Auch nach (scheinbar) peinlichen Situationen fällt eine adäquate Reaktion oft schwer. All dies gilt im beruflichen Kontext noch viel stärker als im privaten, weil hier immer Hierarchien, der eigene Ruf und eine gewisse Abhängigkeit zu berücksichtigen sind.

Schlagfertigkeit als Risiko: Auf den Kontext kommt es an

Schlagfertigkeit – oder vielmehr vermeintliche Schlagfertigkeit – kann tatsächlich auch gefährlich sein. Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Eine Person sagt zu Ihnen: „Dieses gute Ergebnis hätte ich gar nicht erwartet!“ Sie antworten: „Das kann ich nur zurückgeben!“ Diese Antwort ist total in Ordnung, wenn sie an einen guten Freund gerichtet ist. Sie kann aber auch zum Eklat führen, wenn Sie Ihrer Chefin auf diese Weise Kontra geben. (Natürlich wäre dies auch kein Ruhmesblatt für die Führungskraft und ihre Fähigkeiten im Konfliktmanagement.)

Schlagfertigkeit = Souveränität

Schlagfertigkeit ist gerade am Arbeitsplatz also nicht mit flotten Sprüchen gleichzusetzen. Es geht vielmehr darum, in einer Situation, die Sie verunsichert, souverän zu reagieren. Das muss nicht einmal immer ein gesprochener Satz sein. Auch ein nettes Lächeln oder eine ruhige Geste können schlagfertig sein. Es geht auch nicht bloß um das Prinzip „Dumme Frage – dumme Antwort“. Nicht immer braucht es einen Gegenspieler. Sie können auch lernen, sich selbst gegenüber schlagfertig zu sein – zum Beispiel, wenn Sie sich im Meeting einen großen Milchkaffee über Bluse oder Hemd kippen ;-)

Strategien zum Lernen von Schlagfertigkeit

Menschen sind unterschiedlich – Sie können und sollen Ihren „Typ“ nie ändern. Dennoch kann sich jeder mit Strategien für mehr Schlagfertigkeit auseinandersetzen, um zu lernen, in bestimmten Situationen souveräner zu reagieren.

Strategie 1: Schlagfertig wirken durch Körpersprache

Wer schon durch seine Haltung Selbstsicherheit ausstrahlt, hat in Bezug auf Schlagfertigkeit drei Vorteile:

  1. Wer selbstbewusst wirkt, muss ohnehin seltener schlagfertig reagieren, weil er seltener mit unangebrachter Kritik konfrontiert wird.
     
  2. Jedes (Gegen-)Argument hat durch passende Gestik und Mimik eine bessere Wirkung.
     
  3. Wer eine gerade, sichere Körperhaltung hat, fühlt sich von ganz allein sicherer. Lesen Sie in unserem Blog, wie Sie Ihre Körpersprache optimieren können.

Strategie 2: Machen Sie sich klar, was Sie können

Wenn Sie von einer Sache überzeugt sind, viel Arbeit reingesteckt haben und sich bis in das kleinste Detail mit den Sachverhalten auskennen, dann haben Sie den Mut, Ihr Anliegen vor anderen zu vertreten. Interessieren Sie sich für andere Meinungen und hören Sie hin. Während gemeinsamer Überlegungen finden sich vielleicht noch weitere gute Ansätze für die eigene Idee. Ist jemand nur darauf bedacht, Kritik zu äußern, dann fragen Sie nach Vorschlägen. Zeigen Sie sich offen für konstruktive Stimmen und fordern von Nörglern einen Vorschlag. Lassen Sie sich nicht verunsichern: Sie sind die Expertin oder der Experte!

Strategie 3: Bereiten Sie sich gut vor

Gute Vorbereitung ist die beste Schule für schlagfertige Antworten. Setzen Sie sich im Vorfeld mit möglichen Fragestellungen auseinander, die aufkommen könnten, und haben Sie die passenden Antworten parat. Haben Sie keine Antworten, bedanken Sie sich für den guten Einwand und geben Sie im Nachgang eine Rückmeldung dazu. Es kann auch helfen, sich vor einem wichtigen Meeting noch einmal zu sammeln. Hier kann eine Achtsamkeitsübung helfen.

Strategie 4: Nicht auf Provokationen eingehen

Wenn Sie merken, dass Ihr Gegenüber Sie bloß provozieren will, sollten Sie auf diese Provokationen am besten nicht eingehen. Greifen Sie den Kommentar auf, antworten Sie aber sachlich und nehmen Sie dem anderen den Wind aus den Segeln. Hier ein Beispiel für Schlagfertigkeit nach einer Provokation:

„Kann es sein, dass Sie den Text nicht gelesen haben?“ „Ich bin den Text intensiv durchgegangen. Allerdings habe ich an dieser Stelle wohl ein Verständnisproblem. Kann mir jemand helfen, das Missverständnis aufzulösen?“

Wenn Sie generell Probleme mit schwierigen Kolleginnen und Kollegen haben, lesen Sie in unserem Blog, welche Strategien es hier gibt.

Strategie 5: Geben Sie Fehler zu

Eine gezielte Kombination aus Frage- und Lösungstechnik ist ein Erfolgsrezept zum Vermeiden von endlosen Diskussionen. Wenn Sie einen Fehler gemacht haben, dann gestehen Sie diesen ein. Das nimmt Aggression aus dem Gespräch. Hier zwei Beispiele:

  1. Sie sollen eine Präsentation halten, aber es öffnet sich eine ganz falsche Datei. Statt vollkommen hektisch durch die Ordner zu hetzen, können Sie die Situation beschreiben: „Entschuldigung, ich bin auf einen falschen Ordner gekommen. Sowas nennt man wohl Vorführeffekt! Geben Sie mir einen Moment, ich suche schnell nach der richtigen Datei.“
     
  2. Sie machen einen Fehler und jemand gibt einen provokanten Kommentar ab. Seien Sie einfach selbstkritsch: „Das stimmt, das ist wirklich schief gegangen. Ich reiche Ihnen die korrekten Daten heute Abend nach. Sind Sie damit einverstanden?“

Strategie 6: Das Gespräch auf die Sachebene zurückbringen

Wenn zwei schlagfertige Personen unterschiedlicher Meinung sind, kann es auch zu einem regelrechten Schlagabtausch kommen. Bringen Sie das Gespräch wieder auf eine sachliche Ebene zurück. Ein Beispiel für sachliche Schlagfertigkeit:

„Das mag stimmen, die Schuldfrage bringt uns aber nicht weiter. Ich würde jetzt gerne auf die Lösung hinarbeiten.“

Gerade im Berufsalltag ist es wichtig, dass Sie bewusst handeln und Entscheidungen begründen können. Bleiben Sie immer sachlich und professionell – das gibt Ihnen die Sicherheit für schlagfertige Antworten.

Strategie 7: Einfach mal nichts sagen

Im Grunde handelt es sich hier um eine stärkere Version der Strategie 4 – wenn Sie besonders unsachlichen Argumenten ausgesetzt sind, ist eine kurze Schweigepause hilfreich.

  • Während Sie schweigen, können Sie durchatmen und sich ein gutes Gegenargument überlegen.
  • Schweigen ist für den anderen unangenehm: Wenn Sie auf eine Provokation überhaupt nicht reagieren, erreicht Sie ihr Ziel nicht. Ihrem Gegenüber wird die unangemessene Bemerkung selbst unangenehm sein, wenn sie unkommentiert in der Luft schwebt.
  • Wenn noch andere Personen an Ihrem Gespräch teilnehmen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass jemand das Gespräch an dieser Stelle übernimmt und eine sachlichere Ebene ansteuert.

Strategie 8: Schlagfertigkeit im Beruf durch Humor

Im beruflichen Kontext geht es beim Thema Schlagfertigkeit nicht um eine besonders harte Reaktion, sondern darum, immer professionell zu bleiben und sich nicht provozieren zu lassen. Eine gute Prise Humor kann dabei aber nicht schaden! Gerade, wenn es um Ihre engen Kolleginnen und Kollegen geht, kann eine angemessene Reaktion auch darin bestehen, herzhaft über sich selbst zu lachen.

Schlagfertigkeit lernen und im Beruf souverän auftreten

Die goldene Regel, um im Job schlagfertig zu reagieren, ist eigentlich ganz einfach: Bleiben Sie ruhig und reagieren Sie professionell. Wenn es mal nicht klappt mir der schlagfertigen Antwort, ist das Wichtigste, sich nicht weiter zu ärgern. Machen Sie sich klar: Jeder erlebt unangenehme Situationen – und aller Wahrscheinlichkeit nach macht sich niemand außer Ihnen am nächsten Tag noch Gedanken darüber.

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