Wir beginnen einmal damit, was Schlagfertigkeit NICHT ist – nämlich Unverschämtheit. Es geht nicht darum, Grenzüberschreitungen und Beleidigungen noch eine Stufe härter zurückzugeben. Das Idealszenario in unangenehmen Situationen: eine schlaue Antwort, die zu Konflikten eine konstruktive Lösung bietet, das Gegenüber aber nicht vor den Kopf stößt. Das ist gerade im beruflichen Kontext wichtig. Viele Ratgeber zum Thema Schlagfertigkeit schlagen besonders witzige und freche Gegenreaktionen vor. Dies ist im Job allerdings nicht besonders angebracht.
Wer kritisiert wird oder sich selbst in eine blöde Situation bringt, steht schnell unter Druck und verrennt sich in Rechtfertigungen, die auf den Gesprächspartner unprofessionell und unsicher wirken. Souveränes Sprechen funktioniert dann nicht mehr. Oft sind wir auch erst einmal geschockt und deshalb wie gelähmt. Gerade, wenn wir verletzt werden, müssen wir erst einmal damit klarkommen. Auch nach (scheinbar) peinlichen Situationen fällt eine adäquate Reaktion oft schwer. All dies gilt im beruflichen Kontext noch viel stärker als im privaten, weil hier immer Hierarchien, der eigene Ruf und eine gewisse Abhängigkeit zu berücksichtigen sind.
Schlagfertigkeit – oder vielmehr vermeintliche Schlagfertigkeit – kann tatsächlich auch gefährlich sein. Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Eine Person sagt zu Ihnen: „Dieses gute Ergebnis hätte ich gar nicht erwartet!“ Sie antworten: „Das kann ich nur zurückgeben!“ Diese Antwort ist total in Ordnung, wenn sie an einen guten Freund gerichtet ist. Sie kann aber auch zum Eklat führen, wenn Sie Ihrer Chefin auf diese Weise Kontra geben. (Natürlich wäre dies auch kein Ruhmesblatt für die Führungskraft und ihre Fähigkeiten im Konfliktmanagement.)
Wer schon durch seine Haltung Selbstsicherheit ausstrahlt, hat in Bezug auf Schlagfertigkeit drei Vorteile:
Gute Vorbereitung ist die beste Schule für schlagfertige Antworten. Setzen Sie sich im Vorfeld mit möglichen Fragestellungen auseinander, die aufkommen könnten, und haben Sie die passenden Antworten parat. Haben Sie keine Antworten, bedanken Sie sich für den guten Einwand und geben Sie im Nachgang eine Rückmeldung dazu. Es kann auch helfen, sich vor einem wichtigen Meeting noch einmal zu sammeln. Hier kann eine Achtsamkeitsübung helfen.
Wenn Sie merken, dass Ihr Gegenüber Sie bloß provozieren will, sollten Sie auf diese Provokationen am besten nicht eingehen. Greifen Sie den Kommentar auf, antworten Sie aber sachlich und nehmen Sie dem anderen den Wind aus den Segeln. Hier ein Beispiel für Schlagfertigkeit nach einer Provokation:
„Kann es sein, dass Sie den Text nicht gelesen haben?“ „Ich bin den Text intensiv durchgegangen. Allerdings habe ich an dieser Stelle wohl ein Verständnisproblem. Kann mir jemand helfen, das Missverständnis aufzulösen?“
Wenn Sie generell Probleme mit schwierigen Kolleginnen und Kollegen haben, lesen Sie in unserem Blog, welche Strategien es hier gibt.
Eine gezielte Kombination aus Frage- und Lösungstechnik ist ein Erfolgsrezept zum Vermeiden von endlosen Diskussionen. Wenn Sie einen Fehler gemacht haben, dann gestehen Sie diesen ein. Das nimmt Aggression aus dem Gespräch. Hier zwei Beispiele:
Wenn zwei schlagfertige Personen unterschiedlicher Meinung sind, kann es auch zu einem regelrechten Schlagabtausch kommen. Bringen Sie das Gespräch wieder auf eine sachliche Ebene zurück. Ein Beispiel für sachliche Schlagfertigkeit:
„Das mag stimmen, die Schuldfrage bringt uns aber nicht weiter. Ich würde jetzt gerne auf die Lösung hinarbeiten.“
Gerade im Berufsalltag ist es wichtig, dass Sie bewusst handeln und Entscheidungen begründen können. Bleiben Sie immer sachlich und professionell – das gibt Ihnen die Sicherheit für schlagfertige Antworten.
Im Grunde handelt es sich hier um eine stärkere Version der Strategie 4 – wenn Sie besonders unsachlichen Argumenten ausgesetzt sind, ist eine kurze Schweigepause hilfreich.